Forschungsprojekt zur Wiederverwendung von Stahlbetonbauteilen


Die Idee der Wiederverwendung von Bauteilen aus dem Gebäudebestand ist nicht grundsätzlich neu. So wurden beispielsweise Holzelemente, Mauer- und Natursteine seit Jahrhunderten wiederverwendet, vor allem aufgrund wirtschaftlicher Anreize und ihrer Verfügbarkeit. Mit der allmählichen Verlagerung des Kostenfaktors von den Materialien/Bauteilen hin zu den Arbeitskräften hat im vergangenen Jahrhundert jedoch die Wiederverwendung an Attraktivität verloren, und der Abbruch wurde in der Regel entsorgt.

Dennoch wurde die Wiederverwendung von Bauteilen nie ganz aufgegeben. So lässt sich die Wiederverwendung von Betonbauteilen mindestens bis in die späten 1960er Jahre zurückverfolgen, als Betonfertigteile aus Abbruchobjekten geborgen und in neuen Gebäuden wiederverwendet wurden. Der primäre Anreiz war damals ausschließlich durch wirtschaftliche Überlegungen geprägt, und das gesamte wiederverwendete Volumen war im Vergleich zum vorhandenen Gebäudebestand relativ gering.

In jüngster Zeit hat die Wiederverwendung von Bauteilen jedoch aufgrund des Potenzials, den Einsatz von neuen Rohstoffen und die CO2-Emissionen erheblich zu verringern, erneut stark zunehmendes Interesse erfahren.

In diesem Rahmen hat das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen unter anderem den Lehrstuhl für Bauprozessmanagement mit einer grundlegenden Forschungsdienstleistung zur Vorbereitung der Wiederverwendung von Stahlbetonbauteilen gemäß der Landesbauordnung für Baden-Württemberg (Hochbauten) beauftragt. Der Forschungsfokus liegt auf Bauteilen aus bestehenden Gebäudestrukturen, welche ursprünglich nicht für den Rückbau konzipiert wurden. Ziel hierbei ist es, die technischen Grundlagen für eine Wiederverwendung dieser Bauteile zu schaffen.

Die Forschung umfasst dabei mehrere Schritte:

  1. Allgemeine Bewertung der Eignung von Bauteiltypen: Ermittlung, welche Arten von Bauteilen sich grundsätzlich für eine Wiederverwendung eignen.
  2. Konzeptionelle Ansätze zur Bauteiluntersuchung: Entwicklung von Methoden zur möglichst zerstörungsfreien Untersuchung der Bauteile, inklusive einer möglichen Ertüchtigungsstrategie.
  3. Analyse und Konzeption geeignetere bautechnischer Verfahren: Ausarbeitung von Verfahren für den Rückbau und die Wiederverwendung der Bauteile
  4. Erneute Verwendung und Verbindung der Bauteile: Integration der wiederverwendeten Bauteile in neuen baulichen Strukturen.

Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts werden in einem Forschungsbericht sowie einem praxisorientierten Leitfaden veröffentlicht.

Dieses Forschungsvorhaben ist in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Massivbau (Prof. Oliver Fischer, Dr.-Ing. Freek Bos, Jonas Geng, Robin Mecka), dem Lehrstuhl für Zerstörungsfreie Prüfung (Prof. Christian Große) und der Universität Bamberg (Prof. Marianne Tauber)

Ansprechpartner



Prof. Dr.-Ing. Konrad Nübel



M.Sc. Aileen Schubert