Hangbewegungen
Prof. Dr. Kurosch Thuro
Der Forschungsschwerpunkt "Hangbewegungen" wird am Lehrstuhl für Ingenieurgeologie seit 2004 im Rahmen von mehreren Promotionen sowie Bachelor- und Masterarbeiten bearbeitet. Generelle Zielsetzung ist die Untersuchung der Prozesse, die zu Hangbewegungen führen und damit ihre Ursachen und Auslöser sowie gekoppelte Prozesse. Die Analyse wird mit modernen numerischen Codes (FEFLOW, UDEC, FLAC/FLAC3D, PFC; Itasca) aber auch einfachen Tools (Swedge, Slide, Phase2; Rocscience) durchgeführt. Basis ist grundsätzlich die Kartierung von Hangbewegungsphänomenen (Gefahrenkartierung), hydrogeologische Kartierung und umfangreiche Laboruntersuchungen der beteiligten Locker- und Festgesteine. Die risikobezogene spatiale Darstellung in Gefahrenzonenkarten wird mithilfe von Geoinformationssystemen auf professioneller Ebene durchgeführt. Neue Arbeiten befassen sich mit dem Layout von Messsystemen für Niederschläge, Grund- bzw. Bergwasserspiegel, Bodenfeuchte, Verschiebungen an der Oberfläche und im Untergrund ("Monitoring"), die zusammen mit anderen Messungen in einem Geosensornetzwerk auch als Frühwarnsystem genutzt werden können (siehe z. B. Projekt alpEWAS im Programm Geotechnologien BMBF). Dabei existieren mehrere enge Kooperationen mit Partnern von Universitäten (z. B. TU München Geodäsie, UniBW München, TU Wien, Uni Innsbruck, Uni Erlangen), Forschungseinrichtungen (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Zentrum für alpine Naturgefahren Innsbruck (alpS)) und der Industrie (Stump Foratec AG, Schweiz, Dr. Plinninger Geotechnik, Deggendorf).
Die ingenieurgeologischen und geotechnischen Untersuchungen zu diesem Themenkomplex umfassen u. a:
- Untersuchung des Felssturzes in Stein an der Traun am 25. Januar 2010: Ablöseprozess, langfristige Schadensursachen, Vorhersehbarkeit
- Entwicklung und Erprobung eines integrativen 3D-Frühwarnsystems für alpine instabile Hänge alpEWAS (BMBF Projekt Geotechnologien)
- Naturgefahren in den Alpen und Schutzwaldentwicklung: Eine GIS-basierte Gesamtbetrachtung für ein Hochgebirgsareal um Weißbach bei Lofer, Salzburger Land (Bayer. Staatsforste St. Martin bei Lofer)
- hydro-mechanisch gekoppelte numerische Modellierung von Großhangbewegungen mit dem Universal Distinct Element Code UDEC (Bergsturz von Goldau) und dem Fast Lagrange Code FLAC (Aggenalm/Sudelfeld, BMBF Projekt Geotechnologien)
- großflächige Analyse von Verformungen mittels D-InSAR (Zusammenarbeit mit der DLR, Prof. Bamler)
- Entwicklung einer Methodik zur Sicherheitsbewertung von Gebirgsstraßen im Hinblick auf gravitativ wirkende Naturgefahrprozesse, basierend auf einem risikoorientierten Ansatz (Staatliches Bauamt Traunstein / Bayer. Landsamt für Umwelt / Geotest Davos)
- Grenzen und Möglichkeiten eines intradisziplinären digitalen Geländemodells bezüglich verschiedener Sturzmodellierungen in 2D und 3D (Staatliches Bauamt Traunstein / Bayer. Landsamt für Umwelt / Geotest Davos)
- Charakterisierung und Klassifizierung der Phänomene von langsam kriechenden Verformungen in einem Talzuschub und ihrer Folgeerscheinungen im Rahmen einer geologischen Gefahrenzonierung sowie zur Projektierung von Monitoringsystemen (im Auftrag des Amts für Geologie und Baustoffprüfung der Autonomen Provinz Südtirol in Bozen)
- Erstellung von Karten der Phänomene (Gefahrenkarten) in Zusammenarbeit mit dem Geologischen Dienst des Landesamts für Umwelt (Dr. Andreas von Poschinger)
- Untersuchung der Scherfestigkeit von veränderlich festen Gesteinen in Abhängigkeit der Verwitterung im Hinblick auf Hangbewegungsphänomene: Hangbewegungen in veränderlich festen Gesteinen (u. a. in der fränkischen Alb)
Prof. Dr. Michael Krautblatter
Weitere Informationen zu aktuellen Forschungsthemen auf der Website des Lehrstuhls für Hangbewegungen.