Ziele des Projektes
Ziel des Projektes ist es, grundlagenbasierte, produktneutrale und aufeinander abgestimmte ganzheitliche technische Lösungsmöglichkeiten für die Sanierbarkeit von Brandschäden in mehrgeschossigen Holzbauten unter Berücksichtigung typischer Vorgehensweisen zu erarbeiten und der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dies stärkt das dringend notwendige klimaneutrale Bauen und die Gestaltung nachhaltiger urbaner Lebensräume der Zukunft.
Die Forschungsergebnisse sollen zukünftig die Sanierung von Holzgebäuden nach Brandschäden in Deutschland vereinfachen und damit die Kosten minimieren. Je nach Schadensausmaß werden holzbauspezifische, effiziente und praxisnahe Sanierungsmaßnahmen zur Anwendung bereitgestellt. Darüber hinaus werden bisher unkonkrete oder fehlende Lösungen und Konzepte zur konstruktiven Analyse brandgeschädigter Holzbauteile und entsprechende Sanierungskonzepte identifiziert und konkretisiert bzw. entwickelt. So können die geforderten bauteilspezifischen Leistungsmerkmale gegenüber dem Zustand vor dem Brand (z.B. Tragfähigkeit, Raumabschluss, Geruchsneutralität, etc.) wiederhergestellt werden.
Die Forschungsergebnisse wirken letztlich auf mehreren Ebenen. So wird den Vorbehalten hinsichtlich hoher Sanierungskosten und -aufwände bzw. eines Gebäudeverlustes im Brandfall bei modernen mehrgeschossigen Holzbauten entgegengewirkt. Durch den erweiterten Wissensstand werden bedarfsgerechte Brandschutzpolicen der Versicherer für Holzbauten möglich. Ebenso schaffen die entwickelten Sanierungskonzepte einen Leitfaden und Planungssicherheit für die Brandschadensanierer. Darüber hinaus tragen die Untersuchungen zu optimierten Konstruktionen bei, die im Vergleich zu heutigen Bauweisen eine einfachere Sanierbarkeit bis hin zu einem vollständigen Bauteilaustausch ermöglichen, was gleichzeitig den Prozess der Entwicklung von kreislaufgerechten Konstruktionen in Holzbauweise unterstützt.
Forschungslücke
Die aktuell gültigen bauordnungsrechtlichen Regelungen in Deutschland eröffnen die Möglichkeit, unter Berücksichtigung der geltenden Vorschriften bis zur Hochhausgrenze in zukunftsweisender Weise mit dem Baustoff Holz zu bauen. Dennoch herrscht bei Bauherren, Investoren und Sachversicherern weiterhin eine skeptische Haltung gegenüber der Einschätzung, dass entsprechende Konstruktionen im Kontext des Brandschutzes als gleichwertig mit mineralischen Bauweisen betrachtet werden können. Diese Skepsis gründet in der Annahme, dass ein größeres Schadenausmaß und somit ein höherer Sanierungsaufwand und -kosten zu erwarten sind. Trotz der Erfahrungen im Einfamilienhausbau bleibt aktuell festzuhalten, dass ganzheitliche, dem Schadenausmaß angepasste Konzepte und Prinzipien für mehrgeschossige Holzkonstruktionen nicht oder nur unzureichend vorliegen, was die genannten Vorbehalte nährt.
Aus den vorangehend dargelegten Sachverhalten ergeben sich diverse Problemstellungen, die es zu lösen gilt. Zum einen wird evaluiert, welche Sanierungsmethoden für welche Brandschadenfolge in mehrgeschossigen Holzgebäuden geeignet sind und ob sich diese von anderen Bauweisen auf den Holzbau übertragen lassen. Des Weiteren ist es von Relevanz, spezifische, beim Holzbau anfallende zusätzliche Aufwendungen und Auswirkungen im Sanierungsfall (technisch, ökonomisch, gesundheitlich) zu identifizieren. Im Rahmen dessen erfolgt eine Untersuchung zur Resttragfähigkeit der durch den Brand beanspruchten Holzbauteile sowie der Klebefugen. Des Weiteren wird evaluiert, ob die Schutzwirkung von Brandschutzbekleidungen durch eine Temperatureinwirkung nachhaltig beeinträchtigt wird und ob ein Austausch derselben erforderlich ist. Des Weiteren werden Methoden zur Erfassung der konstruktiven Bauteileigenschaften nach einem Brand identifiziert oder entwickelt sowie Ertüchtigungsmaßnahmen, welche in situ anwendbar sind, eruiert. Der Fokus liegt hierbei auf effizienten und wirtschaftlichen Sanierungsmethoden für den mehrgeschossigen Holzbau. Abschließend werden Lösungen für sanierungsfreundliche und austauschbare Bauteile erarbeitet, um diese zukünftig in neue Gebäude zu integrieren.