Ziele des Projektes
Das Ziel des Vorhabens ist es grundlagenbasierte, produktneutrale, allgemein gültige, abgestimmte und nachgewiesene brandschutztechnische Lösungsmöglichkeiten zur Anwendung von Fassadenbegrünungen bei mehrgeschossigen Gebäude unter Berücksichtigung des einzuhaltenden Schutzniveaus zu generieren und der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Das trägt direkt zum dringend notwendigen klimaneutralen Bauen und der nachhaltigen Gestaltung urbaner Lebensräume der Zukunft bei.
Diese Lösungen sollen den Einsatz von begrünten Fassaden in Deutschland zukünftig vereinfachen. Für die am häufigsten zum Einsatz kommenden Systeme und Pflanzenarten liegen nach dem Vorhaben konkrete Ergebnisse vor, wie sich diese auf das brandschutztechnische Sicherheitsniveau auswirken. Weiter sind erste Maßnahmen untersucht, die dieses Schutzniveau sicherstellen können. Diese Grundlagen sind auch auf andere Systeme in der Zukunft übertragbar und können entsprechend weiterentwickelt werden.
Entscheidend ist, dass die Ergebnisse für alle Vertreter und Gruppen wie Feuerwehr, Bauaufsicht, Planer und Praxispartner nachvollziehbar, praxistauglich und akzeptabel sind. Durch das frühzeitige Involvieren der Interessensvertreter in das eigentliche Forschungsvorhaben wird dies sichergestellt. Durch Einbezug der bauaufsichtsführenden Organe können sogar schon erste Projektergebnisse innerhalb der Laufzeit umgesetzt werden und grundlegende brandschutztechnische Bedenken gegen Fassadenbegrünungen überprüft und ggf. entkräftet werden. Messbar ist das Ergebnis dadurch, dass begrünte Fassaden im Anschluss an das Vorhaben unkomplizierter zum Einsatz kommen können, bzw. die notwendigen Maßnahmen zum Nachweis des Sicherheitsniveaus durch das Vorhaben im Grundsatz bekannt sind.
Forschungslücke und Kernthese
Basierend auf den Auswirkungen des Klimawandels und der damit einhergehenden Diskussion zur Überhitzung von Städten sowie in den Diskussionen zum Erscheinungsbild der Stadt der Zukunft gewinnen in den letzten Jahren begrünte Gebäudeflächen zunehmend an Bedeutung. Obwohl die Städte nur zwei Prozent der globalen Landfläche einnehmen, lebt über die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten und urbanen Ballungsräumen. Drei Viertel der europäischen Bevölkerung wohnen in städtischen Gebieten und dieser Anteil wird nach Prognosen zukünftig stark zunehmen. Die dadurch einhergehend notwendige nachhaltige Stadtentwicklung setzt eine ausreichende Menge an Grünflächen voraus.
Der zunehmende Mangel an Wohnflächen steht jedoch oft der Neuschaffung von öffentlichen Grünflächen entgegen und stellt die zuständigen Behörden somit vor große Herausforderungen. Einen wichtigen Lösungsansatz kann hierbei das Begrünen der zahlreichen vorhandenen horizontalen und vertikalen Gebäudeflächen darstellen. Hierdurch werden nicht nur die sozialen und ökologischen Aspekte im Lebensraum Stadt aufgewertet, sondern gehen damit auch positive Aspekte einher, die beispielsweise einer sommerlichen Überhitzung der Gebäude und Städte (urban heat island) entgegenwirken.
Zum Brandverhalten von begrünten Fassaden und der daraus resultierenden Fragestellung einer möglichen Brandweiterleitung über die Fassaden stehen nur sehr begrenzte Erkenntnissen zur Verfügung. Dieser Zustand führt zu Bedenken auf Seiten von Bauaufsichtsbehörden, Fachplanern und Bauherren und folglich zur Nichtanwendung oder aufwändigen und langwierigeren Einzelfallentscheidungen. Dies hemmt den notwendigen und flächendeckenden Einsatz von Begrünungen an Fassaden, insbesondere beim mehrgeschossigen Bauen in der Gebäudeklasse 4 und 5 im städtischen Bereich stark. Auswertungen von Brandereignissen an begrünten Fassaden ergaben, dass es infolge der Fassadenbegrünungen nachweislich zu einer beschleunigten und großflächigen Brandausbreitung kam.