Durch die Co-Vergärung, d.h. durch die Mitbehandlung biogener Abfälle in den Faulbehältern einer Kläranlage, kann die Faulgasproduktion beträchtlich gesteigert werden. Je nach Art und Menge der zugegebenen Bioabfälle kann die Gaserzeugung so stark ansteigen, dass ein energieautarker Betrieb der Kläranlage möglich wird. Gerade in Zeiten stark wachsender Energiepreise ist die Steigerung der Eigenproduktion an Energie sehr willkommen und wird zunehmend interessant für die Kläranlagenbetreiber. Außerdem wird bei der Co-Vergärung Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugt und damit auch ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
Obwohl bereits viele auch großtechnische Versuche auf Kläranlagen gezeigt haben, dass sich oTS-Abbaugrad und Faulgasanfall verbessern, wurden die Ursachen dafür bisher nur unzureichend beschrieben. In der Literatur wird mitunter davon berichtet, dass der Gasertrag einer Mischung unterschiedlicher Substrate höher liegt, als die Summe der Gaserträge aus der Monovergärung der gleichen Menge an Substrat. Auch ein stimulierender Einfluss auf Prozessstabilität und Abbaugrad konnte nachgewiesen werden. Möglicherweise kommt es auch zum cometabolischen Abbau von Abwasserinhaltstoffen, die bei der Monovergärung nicht verstoffwechselt werden können.
Im Rahmen einer umfangreichen Messkampagne an der Kläranlage Moosburg, die Co-Vergärung betreibt, sollen Massen- und Energieströme – insbesondere in der anaeroben Schlammfaulung – erfasst und eine Massenbilanz aufgestellt werden. Ferner sollen begleitende Untersuchungen im Labormaßstab die erwähnten Synergieeffekte quantifizieren. Anhand der Ergebnisse und der beobachteten Phänomene sollen die möglichen Ursachen diskutiert und Empfehlungen abgeleitet werden, um maximal von der Stimulation zu profitieren.