Am 22.11.2024 haben zahlreiche Studierende im Masterstudiengang Environmental Engineering im Rahmen der Vorlesung Water and Wastewater Treatment Engineering eine Exkursion zu den Wassergewinnungsanlagen im Mangfalltal, den Quellen des Münchner Trinkwassers, gemacht. Wussten Sie, dass die Wasserversorgung Münchens weltweit ihresgleichen sucht? Das Wasser quillt aus den Berghängen im Mangfalltal zumeist mittels Schwerkraft. Per Schwerkraft geht’s weiter Richtung München, wo das Wasser meist unbehandelt (!) an die Verbraucher abgegeben wird. Warum unbehandelt? Weil es bereits von bester Qualität ist und keiner chemischen Behandlung bedarf. Lediglich zeitweise wird eine UV-Desinfektion durchgeführt, um auf Nummer sicher zu gehen. Für eine Metropole mit knapp 2 Millionen Einwohner ist das weltweit ziemlich einzigartig! Wie funktioniert das? Durch die gegebene Geologie gepaart mit der ergiebigen Grundwasserneubildung im Voralpenland. Und vor allem, weil das Einzugsgebiet gut geschützt wird. Die nachhaltige Forstwirtschaft und die ökologische Landwirtschaft spielen hier eine Schlüsselrolle: guter Wald, guter Boden, gutes Wasser. Das alles hat uns Jochen Vogel, bei den Stadtwerken München verantwortlich für die Wassergewinnungsanlagen, anschaulich und lebhaft erklärt.
Doch nicht alle sind so begeistert von der Münchner Wasserversorgung. So manche:r Ortsansässige ist eher an einer Erschließung und Entwicklung der Gegend interessiert: Straßen, Gewerbeansiedlung, Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge… Dann werden schon mal per Petition die historischen Wasserrechte angefochten. Ein möglicher Hintergrund: Die Gewerbesteuer ist für Gemeinden ohne eine Reform des deutschen Föderalismus oftmals die einzige Option um Geld in mitunter klamme kommunale Kassen zu bringen. Und so manche:r Landwirt:in würde vermutlich lieber intensive Landwirtschaft betreiben, in der Überzeugung, dass ihm:ihr – trotz Ausgleichszahlungen für den Verzicht auf organische Dünger durch die Stadtwerke München – Einnahmen entgehen. Dieser Konflikt steht symbolisch für zahlreiche Konflikte um Wasser, die energisch an vielen anderen Orten in Deutschland und anderswo geführt werden.
Apropos Energie: Auf dem Weg nach München wird übrigens mit dem Wasser per Wasserkraft Strom produziert. Bei den technischen Ausführungen strahlt Jochen Vogel wieder. Und das ist ansteckend. Das alles konnten die Studierenden erleben – eingezuckert vom ersten Schnee des Jahres.
Text: Dr.-Ing. Benedikt Aumeier
Organisation: Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes